25 Jahre Freiwilligen-Zentrum Wiesbaden – Teil 3: Intensive Öffentlichkeitsarbeit und Start von Engagement-Projekten 2002

 

Weiterentwicklung und Professionalisierung

Mit der 2001 erfolgten Neustrukturierung der Büroorganisation (vgl. Teil 2) war ein gutes Fundament für die weitere Arbeit gelegt worden. Dank des kontinuierlichen und unermüdlichen Einsatzes der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen (Else Keutmann, Elke Meyer, Ursula Neubert, Elisabeth Otter) und des engagierten Wirkens von Dr. Sabine Möllers als FWZ-Geschäftsführerin auf der seit Mai 2001 besetzten Halbtagsstelle nahm nicht nur die Informations- und Beratungstätigkeit sowie die Vermittlung interessierter und bürgerschaftlich engagierter Menschen zu. Neben einer intensivierten Öffentlichkeitsarbeit wurden vor allem neue Engagement-Projekte auf den Weg gebracht. Zudem trugen Informations- und Fortbildungsseminare dazu bei, bereits Bestehendes kritisch zu reflektieren, neu zu überdenken und zu bewerten sowie – daraus resultierend – neue Ideen zu entwickeln. Neben der Information, Beratung, Vermittlung und Begleitung von Engagement-Interessierten einerseits und der Beratung von Organisationen andererseits erweiterte sich die FWZ-Tätigkeit zunehmend um die Initiierung und Umsetzung von Projekten, die der nachhaltigen Förderung des bürgerschaftlichen Engagements dienten.

 

Öffentlichkeitsarbeit und neue Medienpräsenz

Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit wurde die 2001 begonnene Reihe jährlicher Pressekonferenzen im Sommer fortgeführt. Dabei wurde ein neu erschienener 8-seitiger Prospekt (gesponsert durch die NASPA) sowie der neue Internet-Auftritt des FWZ vorgestellt. Dies fand einen merklichen Niederschlag in der lokalen und regionalen Presse (Wiesbadener Kurier, Wiesbadener Tagblatt, Frankfurter Rundschau, Frankfurter Allgemeine Zeitung). Dem 16-jährigen Schüler Philipp Schneider von der Gutenberg-Schule war es zu verdanken, dass das FWZ ab 2002 auch im Internet mit einer eigenen Homepage vertreten war. Mit Unterstützung von EDV-Experten der VHS erstellte er ehrenamtlich eine Homepage, zu der es viel positive Resonanz gab. Schneider, „Autodidakt am Computer der älteren Schwester“, hatte die Internetseiten zum Nulltarif erstellt und auch danach weiterhin gepflegt und betreut. „Interessenten können sich nun jedenfalls ein Bild machen von den vielfältigen Möglichkeiten ehrenamtlichen Engagements“, vermeldete das Wiesbadener Tagblatt. Von Juli bis Nov. 2002 hatten sich schon mehr als 3.000 Besucher per Internet über das FWZ Wiesbaden informiert. Zudem konnte das FWZ in zwei Interviews auf Radio Rheinwelle über die breit gefächerte Arbeit und die Aktivitäten berichten.

 

Corporate Citizenship und Unternehmenskooperationen

Unter dem Titel „Corporate Citizenship“ (CC) wurde ein Projekt gestartet, das auf bürgerschaftliches Engagement von Unternehmens-Mitarbeiter*innen abzielte. Auch „Manager sollten vorübergehend ihren Arbeitsplatz verlassen und sich sozial engagieren. Flugkapitäne der Lufthansa machten im Frühjahr den Anfang. Sie legten einen Kinderspielplatz in einem sozialen Brennpunkt Wiesbadens an“ (Frankfurter Rundschau 25.07.2002). In den Folgemonaten erarbeitete das FWZ in Zusammenarbeit mit Caritas-Verband, EVIM und der Wiesbadener Tafel mehrere Projekte für eine Zusammenarbeit mit Wiesbadener Wirtschaftsunternehmen. Unternehmen sollten für eine begrenzte Zeit (z.B. nur ein Aktionstag, einige Stunden oder dauerhaft begleitend) die Kompetenz und Schaffenskraft ihrer Mitarbeiter*innen gemeinnützigen Organisationen zur Verfügung stellen; durch den Transfer zwischen beruflichem und ehrenamtlichen Bereich sollten aber auch die Unternehmen profitieren (daher der ursprüngliche Projekttitel: „Seitenwechsel“) Dabei lagen die Vorteile „für beide Seiten auf der Hand: Führungskräfte der Wirtschaft erweiterten ihre soziale Kompetenz und reagierten fortan sensibler auf Probleme ihrer Mitarbeiter, und die Organisationen profitierten vom ehrenamtlichen Einsatz der Helfer aus den Chefetagen“ (Frankfurter Rundschau 25.07.2002).

Gleichzeitig nahm das FWZ Kontakt zum Jugendamt der LH Wiesbaden auf, das im Rahmen von UPJ („Unternehmen Partner der Jugend“) schon Erfahrungen mit CC gesammelt hatte. (Daraus entwickelte sich in den Folgejahren das noch größere Vorhaben „Wiesbaden engagiert“, das 2005 den ersten großen Aktionstag durchführte, der seitdem jährlich stattfindet und Mitarbeiter*innen aus Wiesbadener Unternehmen und gemeinnützige Organisationen zusammenbringt. Unter dem Dach von „Wiesbaden engagiert“ firmieren heute weitere Formate und Angebote zum bürgerschaftlichen und sozialen Engagement von Unternehmen, wie z.B. „Wiespaten“/Patenschaften für Bildung und Integration, „DU bist BERUFen“/Betriebs-Projektwochen für potenzielle Azubis, „Gemeinsam aktiv“/Stadtteilpartner Schelmengraben, „CSR Regio.net Wiesbaden“/Netzwerk verantwortliche Unternehmensführung, „Die Goldene Lilie“/Auszeichnung für engagierte Unternehmen).

 

Integration und Qualifizierung

Zur Information und Beratung kamen 2002 auch immer mehr Berufstätige, die sinnvolle Tätigkeiten suchten und ehrenamtlich wirken wollten. Bis sie das für sie richtige und passende Engagement gefunden hatten, dauerte die Suche damals (wie heute auch) manchmal länger. „Doch dann entdecken sie plötzlich völlig neue Seiten an sich“.

In Zusammenarbeit mit UYUM (=Harmonie), einem Projekt der „Bauhaus-Werkstätten Wiesbaden“, und dem „Fazit e.V.“ (Verein türkischer Frauen) bemühte sich das FWZ verstärkt, Migrantinnen durch ehrenamtliche Tätigkeiten den Weg zur Integration zu erleichtern. Die Verbesserung von Sprachkenntnissen, soziale Kontakte und interkultureller Austausch sowie gemeinsame Aktivitäten sollten auch ihren Bildungsstand verbessern und Zugänge und bessere Chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt ermöglichen. Dieses anspruchsvolle Vorhaben konnte vom FWZ selbst nur ansatzweise weiterverfolgt werden, aber das FWZ hat mit dieser Zielrichtung auch in den Folgejahren mit anderen Einrichtungen und Organisationen in unterschiedlichen Formen zusammengearbeitet.

Das Hessische Sozialministerium unterstützte schon seit einigen Jahren das ehrenamtliche und bürgerschaftliche Engagement durch die Förderung von Qualifizierungsmaßnahmen. Seit Okt. 2002 war das FWZ die Anlaufstelle für die Initiierung und Koordinierung solcher Maßnahmen in Wiesbaden. Das FWZ sammelte die Anträge und koordinierte die Angebote von Wiesbadener Organisationen, war Kontaktstelle zum Sozialministerium und übernahm die administrative und finanzielle Abwicklung (gegen eine geringe Aufwandsentschädigung durch das Ministerium). Noch für 2002 konnten 5 Qualifizierungsmaßnahmen beantragt werden; nach schneller Bewilligung wurden noch im Jahr 2002 fast 5.000 € an die verschiedenen Veranstalter weitergeleitet.

Statistik: Von Jan. bis Nov. 2002 fanden im FWZ 80 Einzelberatungen und 37 Vermittlungen statt. 123 aktiv Engagierte waren Ende des Jahres verzeichnet (68 % Frauen, 32 % Männer), das Durchschnittsalter lag bei 53 (Frauen) bzw. 54 Jahren (Männer). Ende 2002 arbeitete das FWZ mit 69 Organisationen in Wiesbaden zusammen. Das Spektrum hatte sich laufend erweitert: soziale und kulturelle Einrichtungen und Verbände, Kliniken und Altenheime, Museen und Archive, der Nassauische Kunstverein, lokale Radiosender, der 3.-Welt-Laden Oxfam, das Naturpädagogische Zentrum im Tierpark Fasanerie etc.

 

Finanzsituation und Mitgliederentwicklung

Die Finanzsituation verbesserte sich 2002 nicht. Bei Einnahmen von 25.075 € (davon 3.460 € vom Förderverein) und Ausgaben von 29.506 € ergab sich ein Defizit von 4.431 €, das durch die vorhandene Rücklage von 3.394 € noch größtenteils aufgefangen werden konnte. Allerdings sah die Finanzlage im Laufe des Jahres prekärer aus: wegen der späten Verabschiedung des städtischen Haushalts und der noch späteren Auszahlung des städtischen Zuschusses (13.000 €) erst kurz vor Jahresende war ein deutliches Liquiditätsproblem entstanden. Nur durch private Vorlage eines nicht unerheblichen Betrags durch ein Vorstandsmitglied konnte das Gehalt der Geschäftsführerin ab Herbst rechtzeitig ausgezahlt werden. Die Rechnungsprüfer wiesen auf diesen untragbaren Zustand in der Mitgliederversammlung hin. Dort wurde daher vorgeschlagen, dass zur Verbesserung der Finanzlage dringend mehr Fördermitglieder unter den mit dem FWZ in Verbindung stehenden Organisationen geworben werden sollten. Außerdem sollten die Mitgliedsbeiträge erhöht werden.

Die jährlichen Mitgliederversammlungen des Fördervereins und des Trägervereins am 26. Nov. 2002 (zeitlich nacheinander) verliefen sehr zügig und komplikationslos. Die Berichte der Vorsitzenden und der Geschäftsführerin, der Schatzmeisterin und der beiden Rechnungsprüfer wurden entgegengenommen, der Vorstand ein-stimmig (bei Enthaltung der Vorstandsmitglieder) entlastet. „Die Vorsitzende stellte eine weitere Konsolidierung des FWZ in der Wiesbadener Öffentlichkeit fest und dankte allen Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle für die in diesem Jahr geleistete Arbeit“ (Protokoll). In der Diskussion mit den anwesenden Mitgliedern gab es weitere Anregungen für die Öffentlichkeitsarbeit des FWZ, z.B. sollten Organisationen künftig um das Sponsern von Anzeigen in der Tagespresse gebeten werden, um weitere Ehrenamtliche/Freiwillige zu finden. Der Vorschlag, auch 2002 wieder eine „Danke-Anzeige“ für die Ehrenamtlichen im Wiesbadener Kurier zu schalten, wurde von den Anwesenden sehr begrüßt.

Informations- und Fortbildungsveranstaltungen gab es für Engagement-Interessierte ebenso wie für die FWZ-Mitarbeiterinnen. Der Förderverein des FWZ ermöglichte es den Mitarbeiterinnen, sich auf Tagungen und in Seminaren weiterzubilden und sich über die neuesten Entwicklungen im Bereich des bürgerschaftlichen Engagements zu informieren (Tagung der Lagfa Hessen in Frankfurt, Seminar zum Thema „Projektmanagement“ in Weimar, Tagung zum Thema „Anerkennungskultur“ in Dreieich, Tagung zum Thema „Praxis und Perspektiven engagementfördernder Infrastruktur“ in Nidda). In Zusammenarbeit mit der VHS wurden wieder 2 Seminare zum Thema „Wie und wo will und kann ich mich engagieren?“ durchgeführt, an denen 25 Personen teilnahmen.

 

Anerkennungskultur und Dankeschön-Veranstaltungen

Die Anerkennungskultur war dem FWZ von Anfang an ein wichtiges Anliegen. Im Juni 2002 lud das FWZ alle von ihm vermittelten Freiwilligen zu einem Erfahrungs- und Gedankenaustausch ein. Mit einem (gesponserten) italienischen Imbiss bedankte sich das FWZ bei den Geladenen (fast 30 Personen waren erschienen) für deren ehrenamtliches Engagement. „Gelobt wurde die Hilfe für Interessenten bei der Findung eines geeigneten Platzes, bemängelt wurde, dass das Zentrum noch nicht hinreichend bekannt sei, gewünscht wurde eine Supervision bei Tätigkeiten in besonders schwierigen Arbeitsbereichen“ (Wiesbadener Kurier 30.07.2002). Der Stammtisch mit dem Erfahrungsaustausch von Engagierten auch untereinander sollte zu einer ständigen Einrichtung werden (mindestens einmal jährlich), konnte aber wegen des großen Organisations-, Arbeits- und Zeitaufwands und auch aus Finanzierungsgründen zunächst nur wenige Jahre durchgeführt werden. Später wurden aber wiederholt größere „Danke-Feste“ durchgeführt). Auch im Dez. 2002 wurden wieder Dankeschön-Anzeigen im Wiesbadener Kurier geschaltet, in denen sich das FWZ und mehrere kooperierende gemeinnützige Organisationen bei den Ehrenamtlichen für ihr bürgerschaftliches Engagement bedankten.

 

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