25 Jahre Freiwilligen-Zentrum Wiesbaden

Teil 4: Öffentliche Präsenz, neue Projekte und (noch bewältigte) Finanzprobleme 2003-04


Ehrung und Auszeichnung

Das Jahr 2003 begann mit einer öffentlichen Ehrung und Auszeichnung: beim Neujahrsempfang der Wiesbadener SPD erhielt das FWZ den „Georg-Buch-Preis“. Mit diesem Preis würdigt die SPD und ihre AG 60plus „Gruppen und Personen, die generationsübergreifende Projekte initiieren und so einen gesellschaftlichen Beitrag für die Mitbürgerinnen und Mitbürger unserer Stadt leisten“. Der mit 2.000 € dotierte Preis, der an einen großen Wiesbadener Sozialdemokraten des letzten Jahrhunderts und Oberbürgermeister der Jahre 1960-68 sowie Landtagspräsidenten von 1966–1974 erinnert, wurde dem FWZ verliehen, um „die gute Arbeit von Geehrten besser bekannt zu machen, um so die Öffentlichkeit zur Unterstützung, zum Mitmachen oder zur Nachahmung anzuregen. Dieses Ziel ist besonders wichtig für Organisationen wie das FREIWILLIGENZENTRUM, denn ohne einen ständigen Zustrom von Interessenten und Aufgaben kann Freiwilligenarbeit nicht funktionieren“. Mit der Preisverleihung an das FWZ ging es der SPD auch darum – so der damalige Fraktionsvorsitzende Rolf Praml in seiner Laudatio – „gesellschaftliche Innovationen anzuregen bei ´guten Werken´“ und „an zeitgemäßen Formen des Altruismus“, um das große Potenzial an gutem Willen in der Gesellschaft“ wirklich ausschöpfen zu können.

Intensive Öffentlichkeitsarbeit

Die Öffentlichkeitsarbeit wurde weiter intensiv fortgesetzt. 2003 wurde der FWZ-Prospekt überarbeitet und er-schien mit einem engagierten Grußwort des Oberbürgermeisters Diehl in einer 2. Auflage. In einem Interview auf Radio Rheinwelle berichtete das FWZ zusammen mit „Ehrenamt Kultur e.V.“ über Engagement-Möglichkeiten in Wiesbaden. In der lokalen Presse erschienen mehrere Berichte über das FWZ und konkrete Tätigkeiten von Ehren-amtlichen, die durch das FWZ beraten und vermittelt wurden. Im Rathaus machte das FWZ mit einem Infostand bei der Präsentation der Akademie für Ältere auf sich aufmerksam. Ausgesprochen erfreulich war, dass die FWZ-Homepage einen großen Zuspruch fand. Seit ihrem Bestehen im Juli 2002 bis Dez. 2002 gab es über 16.000 Zu-griffe. Durch die lokalen Presseberichte (Wiesbadener Kurier, Wiesbadener Tagblatt) wurden auch überregionale Medien wie HR 3, SAT 1 und Radio FFH aufmerksam und berichteten über Arbeitsweise und Angebote des FWZ.

Auch 2004 gab es zahlreiche Berichte in der lokalen und regionalen Presse (ca. 15 Berichte in WK, WT, FAZ, FR) sowie 2 Interviews auf Radio Rheinwelle. Und ein neues Element der Öffentlichkeitsarbeit kam dazu: das FWZ begann mit einer Anzeigenkampagne im WK und WT. Grundgedanke dieser Kampagne war das regelmäßige Erscheinen des FWZ in der lokalen Presse und den damit angestrebten höheren Bekanntheitsgrad. Die Anzeigen (Kosten je 115 €, vier verschiedene Anzeigentexte standen zur Auswahl) sollten in einem 14-tägigen Rhythmus erscheinen und von Wiesbadener Unternehmen gesponsert werden. Den Unternehmen sollte auf diese Weise die Möglichkeit geboten werden, ihr Interesse an bürgerschaftlichem Engagement zu zeigen und gleichzeitig ihr Interesse und Image bei den Lesern zu fördern. 8 Unternehmen und gemeinnützige Organisationen konnten für diese Kampagne gewonnen werden, die 9 Anzeigen sponserten. Die Reaktionen auf die Anzeigen waren gut: die Zugriffe auf die FWZ-Homepage steigerten sich an den Erscheinungstagen um durchschnittlich 100 %, es gab fast 40 telefonische Anfragen beim FWZ und etliche Interessenten kamen dann zur persönlichen Beratung.

Öffentliche Präsenz bei verschiedenen Veranstaltungen sollten Informationen vermitteln und Interessierte direkt ansprechen. So präsentierte sich das FWZ mit einem Infostand bei einer Veranstaltung zum Weltfrauentag und nahm auch wieder teil an der Präsentation der Akademie für Ältere im Rathaus. Die Hessische Staatskanzlei hatte das FWZ eingeladen, bei der Verbraucher-Ausstellung HAFA am Stand der Hessischen Landesregierung mit dabei zu sein, um für das bürgerschaftliche Engagement in Wiesbaden und Hessen zu werben. Das FWZ-Team war an jedem Tag der Ausstellung ca. 6 Stunden in der Rhein-Main-Halle vertreten. Die sog. „Hessentassen“, die gegen eine Spende abgegeben wurden, erbrachten 2004 einen Erlös von 422 €, die dem FWZ zugutekamen.

Entwicklung neuer Engagement-Projekte

Neben dem „Kerngeschäft“ der Information, Beratung und Vermittlung von Ehrenamtlichen und der Beratung von Organisationen entwickelten sich verstärkt neue Engagement-Projekte: 2003 starte das Projekt „Mittendrin – eine spannende Form des sozialen Lernens“ für Studierende. Zusammen mit dem Studienzentrum der damaligen Fachhochschule (heute Hochschule RheinMain) und dem UPJ-Büro im Jugendamt („Unternehmen Partner der Jugend“) erhielten Studierende die Möglichkeit, durch ein 40-stündiges Praktikum in einer gemeinnützigen Organisation soziale Kompetenzen zu erwerben. Im ersten Jahr konnten 15 Studierende der Wirtschaftswissenschaften in 8 Organisationen vermittelt werden. Das FWZ übernahm dabei die Aufgabe, Organisationen für die teilnehmenden Studierenden zu gewinnen. Die Mitarbeit des FWZ an diesem Projekt wurde von der Hessischen Staatskanzlei mit 5.000 € unterstützt. „Der großartige Erfolg des ´Mittendrin-Projekts´ im Wintersemester 2003/04 veranlasste die Fachhochschule und das FWZ zu einer Fortsetzung. Es konnten 10 gemeinnützige Organisationen gewonnen werden, die sich selbst und ihre Tätigkeitsbereiche bei einem Einführungsseminar für die interessierten Studierenden sehr informativ und interessant vorstellten. 16 Studierende beteiligten sich im Wintersemester 2004/05 an diesem Projekt.

Im Sommer 2004 wurde das Projekt „Soziales Lernen“ gestartet. In Zusammenarbeit mit dem Gutenberg-Gymnasium wurde ein neues Wahlpflichtfach entwickelt, das den Schüler*innen der 9. Klasse die Möglichkeit bot, ihre sozialen Kompetenzen zu erweitern. Über eine Dauer von 2 Schuljahren sollten sie sich jeweils 2 Stunden in der Woche sozial engagieren, inhaltlich begleitet von einem Fachvertreter der Schule und organisatorisch vom FWZ. 13 Schüler*innen waren in Altenheimen und Behinderteneinrichtungen aktiv engagiert. (Die Gutenberg-Schule hat sich dann mit dieser Initiative auch beim Leonardo-Schul-Award beworben).

Der schon vom FWZ-Vorläufer „Büro aktiv – nach Familie und Beruf“ entwickelte Großelternservice (vgl. Teil 2) wurde 2004 als Gemeinschaftsprojekt auf eine neue Grundlage gestellt. In Kooperation und in gemeinsamer Trägerschaft mit dem Nachbarschaftshaus Biebrich, der Evangelischen Familienbildungsstätte und LAB (Lebensabend-Bewegung/Leben aktiv bereichern) wurde die Suche und Vermittlung von Ersatz-Großeltern fortgeführt und ausgeweitet. Mit den Kooperationspartnern wurden mehrere Planungsgespräche durchgeführt, die Organisation und Abwicklung detailliert besprochen und ein regelmäßiger Informationsaustausch vereinbart.

Koordination von Qualifizierungsmaßnahmen

2002 begonnen, war das FWZ auch in den Folgejahren Anlaufstelle für die Initiierung und Koordinierung von Qualifizierungsmaßnahmen für Ehrenamtliche in Wiesbaden. 2003 wurden 19 Maßnahmen beantragt, bewilligt und mit 20.860 € bezuschusst. Die Finanzmittel wurden an die veranstaltenden Organisationen weitergeleitet. 2004 waren es 14 Maßnahmen, an denen 225 Personen teilnahmen und die mit 10.000 € bezuschusst wurden.

Fortbildung und Anerkennungskultur

Jährlich fanden in Kooperation mit der VHS wieder Seminare zum Thema „Wie und wo kann und will ich mich ehrenamtlich engagieren?“, 2003 mit 20 und 2004 mit 33 Teilnehmenden. Etliche kamen danach in die persönliche Beratung und wurden in verschiedene Engagementbereiche vermittelt. Das Fortbildungsangebot erweiterte sich: die Hessische Landesregierung bot mit ihrer Initiative „gemeinsam aktiv“ eine kostenlose Schulung für Vereine an, die noch keine eigene Homepage hatten. Das FWZ griff dieses Angebot auf und sorgte für eine Veranstaltung in den Computerräumen der VHS. 15 Teilnehmende konnten sich so durch einen versierten Fachmann in die Herstellung und Gestaltung einer Vereins-Homepage einführen lassen.

Die Anerkennungskultur wurde weiter gepflegt – nach außen und nach innen: alle vermittelten Ehrenamtlichen wurden jährlich zum Freiwilligen-Stammtisch eingeladen, zum gegenseitigen Kennenlernen und Erfahrungsaustausch. Ein Sponsor unterstützte dies wieder, so dass 26 (2003) und ca. 30 (2004) Teilnehmende bei italienischen Spezialitäten einen schönen und kommunikativen Abend verbringen konnten. Sie hatten Gelegenheit, viele Ehrenamtliche aus anderen Bereichen kennenzulernen, die vom Alltag ihres Engagements berichteten. Es wurde dabei auch „lebhaft über den Fortbestand des FWZ diskutiert“ (Jahresbericht 2003). Das Dankeschön an die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen bestand 2003 in dem Besuch der Rembrandt-Ausstellung in Frankfurt mit kunsthistorischen Erläuterungen durch Frau Dr. Möllers als Kunstexpertin. 2004 bedankte sich das FWZ bei den Damen des FWZ-Teams mit einem gemeinsamen italienischen Essen. Seit Sommer 2004 unterstützte Ute Klöss das Team der Ehrenamtlichen. Im Dez. 2003 erschien wieder eine Anzeige in WK und WT, in der sich das FWZ zusammen mit gemeinnützigen Organisationen bei den Ehrenamtlichen für ihr aktives Engagement bedankte.

Der Förderverein ermöglichte der Geschäftsführerin und dem FWZ-Team wieder, sich auf Tagungen und Seminaren über neue Entwicklungen des bürgerschaftlichen Engagements zu informieren. In 2003 und 2004 wurden besucht: 4 Tagungen der Lagfa, ein Workshop „Profile und Finanzierungsmodelle von Freiwilligenagenturen“ in Frankfurt, der Kongress „Corporate Citizenship–Neue Wege für das soziale Engagement im Mittelstand“ in Frankfurt, ein Seminar zum Projekt „Engagement-Lotsen“ in Frankfurt; ein Seminar zum Thema „Vorlesen“ in Mainz.

Statistik: Die Zahl der Beratungen stieg von 123 (2003) auf 138 (2004) an. 45 Interessenten wurden 2003 vermittelt, 2004 waren es 103 (incl. 16 Studierenden und 13 Schüler*innen in Projekten). Die Zahl der Kooperationspartner stieg von 78 (2003) auf 86 (2004, davon 18 neu) an. Aktiv engagiert waren Ende 2003 ca. 100, Ende 2004 124 Personen. Von den Engagierten waren ca. 68 % Frauen, der Altersdurchschnitt hatte sich leicht verjüngt.

Finanzsorgen und außerordentliche Mitgliedsversammlung

Aufgrund eines Guthabens aus den Anfangsjahren konnten die FWZ-Ausgaben (vor allem Personalkosten) bis Ende 2002 beglichen werden. 2003 erfolgte eine Halbierung des städtischen Zuschusses auf 6.500 €, der aber durch eine Sonderzuwendung (Troncmittel) ausgeglichen werden konnte. Wegen der erheblichen Finanzsorgen wurde für den 01.07.2003 eine Außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen. Grund dafür war, dass die LH Wiesbaden den für die Beschäftigung der hauptamtlichen Geschäftsführerin (halbe Stelle) erforderlichen Betrag nicht in den städtischen Haushalt eingestellt hatte und eine dies kompensierende Zusage aus Landesmitteln nicht in der erwarteten Höhe ausfiel. Für die 2. Jahreshälfte 2003 waren daher finanzielle Engpässe zu befürchten, so dass intensiv Gegenmaßnahmen zur Verbesserung der Finanzlage beraten wurden (mehr Mitglieder einwerben, Erhöhung der Mitgliedsbeiträge, Drittmittel und Sponsorengelder für Projekte, mehr Kooperationen bei Kostenaufteilung). Für 2004 konnte die Finanzierung der FWZ-Arbeit noch gerade so gesichert werden, insbesondere durch eine Zuwendung von 10.000 € aus der Aktion „Ihnen leuchtet ein Licht“ des Wiesbadener Kurier, die im Nov. 2003 ausgezahlt wurden und die Finanzierung des FWZ auch für 2004 sicherten.

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