Teil 9: neue FWZ-Geschäftsführerin, Projektentwicklungen, finanzielle Verbesserungen 2010

Abschied und Neubeginn prägten den Jahreswechsel 2009/10: als Nachfolgerin für Dr. Sabine Möllers nahm Diplom-Pädagogin Kathrin Habermann ihre Tätigkeit als neue FWZ-Geschäftsführerin auf. Von Dr. S. Möllers, die sich wieder archäologischen Forschungstätigkeiten zuwandte (Ausgrabungen in der Türkei), verabschiedeten sich Vorstand, FWZ-Team und viele Weggefährten ihrer langjährigen Tätigkeit bei einer kleinen Feier im Februar (vgl. Wiesbadener Tagblatt 05.02.2010; hier Fotos Dr. Möllers + K. Habermann einfügen). Mit der Ausweitung von Projektaktivitäten (Bürgersinn, E-Lotsen) und daraus resultierenden Veränderungen der FWZ-Tätigkeit sah die neue Geschäftsführerin wichtige Aufgabenbereiche in der weiter zu verstärkenden Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, der perspektivischen Zielentwicklung (besonders Senioren, Jugendliche, Schulen) und der zukünftigen finanziellen Absicherung der FWZ-Arbeit. Im FWZ-Team dazugestoßen war 2010 Ellen Fippinger, zunächst nur ehrenamtlich, ab Nov. als geringfügig beschäftigte Projektassistentin zur Entlastung und Unterstützung der FWZ-Geschäftsführerin. Für einige Monate ehrenamtlich engagiert im FWZ-Team war auch Ursula Kriens.

Die Ausweitung der FWZ-Aktivitäten lässt sich ablesen an der gewachsenen Zahl von Kooperationspartnern, Beratungen, Vermittlungen und Engagierten in den vorangegangenen Jahren (vgl. Teil 5 für die Jahre 2002-2005).

20062007200820092010
Kooperationspartner108108165181200
Persönl. Beratungen163178148238201
Vermittlungen86
(+ 40 noch lfd.)
91
(+ 30 noch lfd.)
101
(+ 50 noch lfd.)
103
(+ 78 noch lfd.)
90
(+ 31 noch lfd.)
Engagierte
(aktiv + suchend)
207234
(+ 30 in Projekten)
261
(+ 24 in Projekten)
337
(+ 33 in Projekten + 13 E-Lotsen)
321
(+ 22 in Projekten + 11 E-Lotsen)
Geschlechterverteilung65 % Frauen

35 % Männer

67 % Frauen

33 % Männer

67 % Frauen

33 % Männer

69 % Frauen

31 % Männer

68 % Frauen

32 % Männer

Altersdurchschnittgesamt  52,9 J.

Frauen   51,5 J.

Männer 55,6 J.

gesamt 52,7 J.

Frauen  51,0 J.

Männer 54,5 J.

gesamt 53,6 J.

Frauen  52,6 J-

Männer 55,8 J.

gesamt  54,7 J.

Frauen   53,5 J.

Männer 57,1 J.

Die zunehmende Vernetzung der FWZ-Arbeit durch intensive Kontakte und viele Kooperationen mit zahlreichen sozialen und kulturellen Einrichtungen (auch vermittelt über den „Runden Tisch BE“) hat zur Ausweitung der Aktivitäten erheblich beigetragen. Der Ende 2008 gestartete „Runde Tisch BE“ diente nicht nur dem Informations- und Erfahrungsaustausch über gemeinsam interessierende Themen des Bürgerengagements, sondern auch der Interessenvertretung gegenüber Öffentlichkeit, Verwaltung und Politik. Neben den vielen lokalen Kooperationspartnern waren auch die überörtlichen Verbindungen bedeutsam, wie z.B. zur Lagfa, zur Landesehrenamtsagentur Hessen, zur Hessischen Staatskanzlei, dem Sozialministerium und zur Bagfa. „Das FWZ lebt von und in diesen Kontakten, die als Netzwerk wirken, die Information und Kommunikation herstellen und gewährleisten. Ohne sie wäre das FWZ nicht arbeitsfähig“ (Jahresbericht 2010, S. 3). Der neu gewählte Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Nickel besuchte am 11. Mai das FWZ; in einem offen geführten Gespräch wurden viele Aspekte der FWZ-Arbeit und der Engagementförderung angesprochen (vgl. Wiesbadener Tagblatt 12.05.2010).

Als ein Projekt der Wiesbaden Stiftung wurde 2010 das Bürgerkolleg gegründet. Es bietet seitdem Vereinen, Initiativen, Organisationen sowie einzelnen ehrenamtlich Engagierten aus Wiesbaden und Umgebung Weiterbildung und Beratung zu einer breiten Themenpalette des bürgerschaftlichen Engagements an. Die Angebote sind für alle Engagement-Interessierten und aktiv Engagierten kostenfrei und werden ermöglicht durch finanzielle Unterstützung der R + V-Stiftung und der LH Wiesbaden. Mit dem FWZ gab es ab 2010 vielfältige Formen der Zusammenarbeit, allerdings in unterschiedlicher Intensität in einzelnen Jahren und in verschiedenen Phasen.

Das in gemeinsamer Trägerschaft mit der Wiesbaden Stiftung 2009 begonnene Projekt „Bürgersinn“ legte zu-nächst Grundlagen in den 3 ausgewählten Stadtteilen Klarenthal, Bierstadt und Bergkirchenviertel (Informationen an Einrichtungen und in Gremien, Öffentlichkeitsarbeit, Vorbereiten von Kooperationen). Der Projektleiterin Christiane Faude-Grossmann wurde ein Projektbeirat zur Seite gestellt (mit Vertretern von FWZ, Wiesbaden Stiftung, VHS, Amt für soziale Arbeit, Netzwerk 55+, EVIM, Caritas-Verband), aus dem heraus eine 4-köpfige Steuerungsgruppe (Kernteam) die Aufgaben der engeren Begleitung und Weiterentwicklung des Projekts über-nahm. Durch die Gewinnung von mehr freiwillig Engagierten in den Stadtteilen sollte das Bürgerengagement insgesamt gefördert und gemeinschaftlich vor Ort organisiert werden. Wichtige Erfahrung schon im ersten Jahr war, sich auf Schlüsselprozesse zu konzentrieren und auch quartierübergreifende Strukturen der Information, Beratung und Begleitung auf der Gesamtstadt-Ebene zu schaffen. (Mehr Details dazu im FWZ-Jahresbericht 2010, S. 10-11). Vereinbarungsgemäß wurde ab Anfang 2011 die Projektverantwortung (incl. Personal, Finanzen etc.) auf die Wiesbaden Stiftung übertragen.

Die erste Gruppe von 11 Engagement-Lotsen hatte im Jan. 2010 ihre Qualifizierung beendet und war dann – in Abstimmung mit dem FWZ, aber auch in eigener Initiative – freiwillig in vielen Projekten aktiv (z.B. „Alt trifft Jung“, Computertreff für Senioren, „Kinder-Senioren-Uni“ im Nachbarschaftshaus, „Wohnen für Hilfe“, Lesepatenschaften, Infostände bei verschiedenen Veranstaltungen, Teilprojekte bei „Bürgersinn“). Grundidee der E-Lotsen ist, qualifizierte Ehrenamtliche zu gewinnen, die ihre Berufs- und Lebenserfahrungen und ihr freiwilliges Engagement für das Gemeinwohl einbringen. Sie übernehmen die Rolle von Initiatoren und Multiplikatoren des Bürgerengagements. Sie sollen viele Kontakte und Initiativen entwickeln, neue Projekte fachlich begleiten und unter-stützen und in verschiedenen Engagement-Bereichen tätig sein. Schon bald wurde auch damit begonnen, eine eigene Homepage der E-Lotsen zu gestalten. Da Ende 2010 eine zweite Gruppe dazu kam, entstand bald auch die Frage nach einer angemessenen Räumlichkeit für Zusammenkünfte, Besprechungen und Aktivitäten. Ab Jan. 2011 war dann die Anmietung eines Raums in der Homburger Str. möglich (Rotaprint-Gebäude).

Der 3. Freiwilligentag am 2. Okt. 2010 stand unter dem Motto „WI can change something“ und wurde wieder geplant und organisiert von einer Gruppe Studierender der Hochschule RheinMain im Rahmen eines fach-bereichsübergreifenden Service-Learning-Projekts. Die Schirmherrschaft übernahm die damalige Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder. Hatten sich 2009 80 Personen in 15 Projekten engagiert, so waren es 2010 schon 119 Freiwillige, die sich in 24 sozialen Einrichtungen engagierten. Sie hatten die Möglichkeit, einen Tag lang unverbindlich in eine soziale Einrichtung „hineinzuschnuppern“ und verschiedene Engagement-Tätigkeiten kennen zu lernen. Ziel war und ist die Förderung von Ehrenamt und Bürgerengagement, natürlich auch das weitere Bekanntmachen des FWZ. Die Abschlussveranstaltung fand abends im Medienpark Unter den Eichen statt. Die Studierenden nahmen eine ausführliche Evaluierung des Ablaufs und der Ergebnisse vor. Dabei stellte sich heraus, „dass dieses Projekt für die Studierenden besondere Herausforderungen und eine erhebliche Zusatzbelastung neben dem Studium darstellt. Es war aber vor allem auch eine einmalige Chance, Erfahrungen in Projektmanagement, Teamarbeit und sozialem Engagement zu sammeln. Das ganz Besondere und Wertvolle an diesem Projekt ist der Realitätsbezug, der im Studium in diesem Umfang nicht erreicht werden kann, sowie die hohe Verantwortung und Eigenständigkeit“ (FWZ-Jahresbericht 2010, S. 7).

An den beiden Klärungsseminaren „Wie und wo kann und will ich mich engagieren“, die seit vielen Jahren schon in bewährter Zusammenarbeit mit der VHS durchgeführt wurden, nahmen 35 Personen teil, von denen wieder ein Großteil anschließend zu Einzelberatungen kam. Sehr erfolgreich waren auch 2010 die „Qualifizierungsmaß-nahmen für Ehrenamtliche“: an 18 angebotenen und durchgeführten Maßnahmen haben insgesamt 367 Personen teilgenommen. Das FWZ war dafür weiterhin Anlauf- und Koordinierungsstelle und übernahm die administrative und finanzielle Abwicklung mit dem Regierungspräsidium Darmstadt und dem Sozialministerium. Auch 2010 haben zwei Treffen des „Runden Tisches Bürgerengagement“ stattgefunden, im März im Nachbarschaftshaus Biebrich und im Oktober im Ludwig-Eibach-Haus von EVIM, die jeweils ausführlich ihre Freiwilligenarbeit vorstellten. Zudem wurde über die Aktivitäten der E-Lotsen berichtet, die Planung und Vorbereitung (sowie Nachbereitung) des Freiwilligentags und das geplante EU-Jahr der Freiwilligenarbeit 2011. Außerdem hatte sich im Okt. das Bürgerreferat mit seiner Arbeit und den Schnittstellen zu Ehrenamt und Freiwilligenarbeit vorgestellt. Neben den jeweiligen Schwerpunktthemen ging es bei den Treffen des „Runden Tisches BE“ aber auch um die Entwicklung und die Interessenvertretung von Gemeinsamkeiten gegenüber der Öffentlichkeit und der Politik.

Seit Anfang 2010 beschäftigte sich das FWZ – auf der Basis eines von der Diplom-Designerin Christine Feix entwickelten Konzepts – mit der Frage eines neuen Erscheinungsbilds. Ziel war es, neben einer besseren, klareren und schöneren Präsentation des FWZ (neues Corporate Design) sowohl in der Öffentlichkeit als auch im Innenverhältnis zeitgemäßer, moderner, ansehnlicher und noch bekannter zu werden und dabei die Möglichkeiten moderner Kommunikationsmittel (insbesondere auch des Internets) stärker zu nutzen. In den Folgejahren sollten sukzessive Schritte der Umsetzung erfolgen.

Die Finanzsituation hatte sich 2010 leicht verbessert, nachdem mit städtischen Ämtern neue Fördervereinbarungen getroffen worden waren. Der Betriebskostenzuschuss des Hauptamtes (Dezernat des Oberbürgermeisters) wurde um 5.000 € auf 13.000 € erhöht; vom Amt für soziale Arbeit gab es – auf der Grundlage einer neuen Zielvereinbarung mit den Schwerpunktbereichen Altenarbeit, Arbeit mit und für behinderte Menschen und Jugendarbeit – 2010 einen Zuschuss von 32.000 € (in 2009 10.000 €). Die städtischen Finanzmittel waren damit deutlich angestiegen (wurden allerdings erst kurz vor Jahresschluss ausgezahlt). Periodengerecht bereinigt ergab sich ein Überschuss von 12.616 € beim Trägerverein und von 4.699 € beim Förderverein, so dass für die Folgejahre eine kleine Rücklage gebildet werden konnte.

Mit der Ausweitung der FWZ-Aktivitäten in den vorangegangenen Jahren, zahlreicher werdenden Engagementprojekten und der neuen Aktiven-Gruppe der E-Lotsen stellten sich zunehmend strukturelle Probleme heraus, z.B. eine sehr geringe Mitgliederzahl und nur geringe Einnahmen durch Mitgliedsbeiträge sowie die Notwendigkeit der verstärkten Mitgliederwerbung, Fragen der Organisationsentwicklung und Verbesserungsbedarfe bei den Geschäftsprozessen, Raumfragen (bisher nur ein kleines Büro in der VHS, neue Raumbedarfe für Projekte und E-Lotsen), begrenzte personelle Kapazitäten und die Notwendigkeit der personellen (hauptamtlichen) Verstärkung wie auch im Vorstand (für die Bereiche „Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“ und „Fundraising“), notwendige fachliche Begleitung bei zunehmender Zahl von Projektaktivitäten, Fragen der hinreichenden Finanzierung und zukünftigen finanziellen Absicherung, die Notwendigkeit von Fundraising durch kompetentes Wissen und beratende Impulse auch bei Unternehmen, mehr einzuwerbende Unterstützung bei großen Organisationen und Wohlfahrtsverbänden (EVIM, Caritas, Diakonie, AWO, ASB etc.), zudem notwendige Überzeugungsarbeit bei der kommunalen Politik, den Fraktionen und Fachausschüssen der Stadtverordnetenversammlung, um ihnen die Finanzierungsnotwendigkeiten zu vermitteln, aber auch Möglichkeiten des Fundraising weiter zu überlegen und auszuprobieren, Möglichkeiten von Projektfinanzierungen weiter zu erkunden und auszuweiten etc.

Vor diesem Hintergrund trafen sich Vorstand und FWZ-Leitung am 30.10.2010 zu einer ganztägigen Klausurtagung im Hotel Oranien (extern moderiert von Birte Siemonson, damals Mitarbeiterin bei der Kommunalen Frauenbeauftragten). Hauptthemen waren: 1. das sich erweiternde Aufgabenspektrum des FWZ, 2. Offene Punkte und Problembereiche mit angestrebten konkreten Vereinbarungen zur Entlastung der Geschäftsführerin, 3. FWZ-Bilanz mit Stärken und Schwächen und Veränderungsbedarfe, 4. Klärungen zu den Arbeitsstrukturen für Erweiterungen und Ausbau der Angebote mit dem Ziel eines Handlungsplans mit Ideen, Verantwortlichkeiten etc., 5. Aufgabenklärungen zwischen Vorstand und Geschäftsführung mit dem Ziel der Vereinbarung klarer Aufgabenbeschreibungen: Kompetenzen und Verantwortlichkeiten, Entscheidungswege, Informationsaustausch zwischen Vorstand, Geschäftsführung, FWZ-Team und Projektbeauftragten und gegenseitige Unterstützung,
6. Überlegungen und Entscheidungen zum Projekt „Bürgersinn“. Konkrete Ergebnisse und Konsequenzen waren u.a.: die Optimierung von Strukturen und Abläufen, mehr Beratungstätigkeit, konkrete Entscheidungen zum Projekt „Bürgersinn“ (Übergang der Trägerschaft an die Wiesbaden Stiftung ab Anfang 2011).

Die Kassenprüfer hatten in allen Jahren dem Vorstand und der Geschäftsführung nach gründlicher Prüfung der Buchungsvorgänge eine einwandfreie Kassenführung attestiert. Alle Rechnungs- und Kassenbelege lagen immer geordnet und übersichtlich vor, alle Vorgänge waren transparent und nachvollziehbar, die Buchhaltung stimmig und einwandfrei, es gab keinerlei Beanstandungen und Einwände. Entsprechend wurde der Vorstand in der Mitgliederversammlung jeweils entlastet und 2010 wieder gewählt (Vorsitzender, Schriftführer). Auch mit den Steuererklärungen an das Finanzamt gab es nie Probleme, so dass die Anerkennung der Gemeinnützigkeit (alle 3 Jahre) erneut erfolgte. Für das FWZ waren und sind die Gebote der Transparenz und der korrekten Verwendung öffentlicher Fördermittel und privater Spenden wichtige Prinzipien (2022 in Compliance-Regelungen festgelegt).