25 Jahre Freiwilligen-Zentrum Wiesbaden

Teil 7: Hartnäckige Überzeugungsarbeit beim OB, partizipative Strategie-Entwicklung im FWZ,
„Runder Tisch Bürgerengagement“, Neuer FWZ-Vorsitzender ab 2008

FWZ-Entwicklung und Förderung des Bürgerengagements in 2008

Hartnäckige Überzeugungsarbeit beim Oberbürgermeister über Bedeutung und Stellenwert von Freiwilligenarbeit, die engagierte Weiterführung des Kerngeschäfts der FWZ-Arbeit, der Beginn des Projekts „Seniorenkompetenzzentrum“, der Start des „Runden Tisches Bürgerengagement“, verstärkte Bemühungen um die weitere strategische Ausrichtung und die Wahl eines neuen FWZ-Vorsitzenden kennzeichneten die FWZ-Entwicklung in 2008.

Die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit und die Präsenz bei öffentlichen Veranstaltungen wurde auch 2008 fortgesetzt: in der lokalen Presse wurde häufig über das FWZ berichtet, vor allem in einer Artikel-Serie „Ehrenamt – Du wirst gebraucht“ des Wiesbadener Tagblatts. Bei der Auftaktveranstaltung der Akademie für Ältere war das FWZ wie in den Vorjahren mit einem Informationsstand vertreten. Auch auf der HAFA war das FWZ (schon zum vierten Mal) am Stand der Hessischen Landesregierung präsent und konnte über die Angebote des FWZ und die Möglichkeiten des bürgerschaftlichen Engagements informieren. Die Abgabe der sog. „Hessentassen“ gegen eine Spende erbrachte für das FWZ einen Betrag von ca. 750 €. Neu gestaltet wurde in 2008 die Homepage des FWZ – mit neuer Farbgestaltung und übersichtlicher Strukturierung insgesamt „moderner“ und „zeitgemäßer“.

Oberbürgermeister Dr. Müller besuchte im Juli 2008 das FWZ-Büro, wo er sich ein Bild von der Einrichtung, den Angeboten und Tätigkeiten sowie den Arbeitsbedingungen machen konnte. In einem ausführlichen Gespräch mit dem gesamten Vorstand, Geschäftsführerin Dr. Möllers und VHS-Direktor H. Boger wurden die inhaltlichen und finanziellen Perspektiven des FWZ angesprochen und erörtert und nach Lösungen und Verbesserungen gesucht.

Die Wiesbadener Stadtforschung (Abtlgs.leiter K.H. Simon) unternahm 2008 erneut einen Versuch, den Oberbürgermeister von der Bedeutung der Themenfelder „Engagement“ und „Beteiligung“ als wichtige kommunale Aufgabenbereiche zu überzeugen – mit Hinweisen und Begründungen zum Stellenwert in anderen Städten und dem erheblichen Nachholbedarf in Wiesbaden. Daraus resultierten zunächst 3 (unveröffentlichte) Berichte:

  1. Bürgerschaftliches Engagement. Engagementverhalten und -potenziale in sozialstruktureller Sicht“. Literaturbericht mit empirischen Ergebnissen aus den bundesweiten Freiwilligensurveys 1999 und 2004, Ergebnissen aus ausgewählten Bundesländern und kommunalen Erhebungen in Frankfurt, Hagen, Heidelberg, Stuttgart, Nürnberg und Rhein-Neckar-Raum sowie Konsequenzen für Wiesbaden (Ideen und Vorschläge).
  2. „Zwischenbilanz Ehrenamtskarte 2007-2008“. Auswertung der 534 Anmeldungen zur Ehrenamts-Karte beim Bürgerreferat von Mitte 2007 bis Sept. 2008 nach Geschlecht, Altersgruppen, Wohnorten, Ortsbezirken in Wiesbaden, Trägern/Einrichtungen und Engagementbereichen.
  3. „Fördereinrichtungen für bürgerschaftliches Engagement in Wiesbaden“: Bestandsaufnahme von 13 Einrichtungen in Wiesbaden, die sich in besonderer Weise der Förderung des bürgerschaftlichen Engagements widmen und mit vielen ehrenamtlich Engagierten in verschiedenen Bereichen eng zusammenarbeiten. Mit leit-fadengestützten Expertengesprächen und thematischen Analysen zu zentralen Aspekten wurden untersucht: FWZ, Wiesbaden Stiftung. Ehrenamt Kultur, Ehrenamt Schule, UPJ/Wiesbaden engagiert, Caritas/Kathol. Sozialladen, Diakonisches Werk, SKF, IfdE/IfB, EVIM, Nachbarschaftshaus Biebrich, LAB, Netzwerk 55+.

Die Ergebnisse und Erfahrungen aus den Erhebungen (2. und 3.) waren Anlass und Ausgangspunkt für die Bildung des „Runden Tisches Bürgerengagement“, der ab Ende 2008 jeweils zwei Mal jährlich zum Informations- und Erfahrungsaustausch, zur Vernetzung und Weiterbildung zusammenkam. Auf Initiative und Einladung des FWZ trafen sich am 21.11.2008 erstmals Vertreter von 11 untersuchten Wiesbadener Einrichtungen (2 waren verhindert). Das Treffen diente einem ersten Informations- und Erfahrungsaustausch über die Strukturen des Bürgerengagements in Wiesbaden, der Erörterung von Problembereichen und Defiziten und der Entwicklung von Ideen und Vorschlägen für die Weiterentwicklung der Freiwilligenarbeit. Der Runde Tisch sollte zukünftig eine dauerhaft tragfähige Arbeitsform sein, um sukzessive zu einer stärkeren Vernetzung und besseren Kooperationsbasis zu kommen (auch für gemeinsame Projekte). Der „Runde Tisch“ war und ist grundsätzlich offen für alle einschlägigen Organisationen und Initiativen, die an Ehrenamt und freiwilligem Engagement interessiert sind. Schon beim ersten Treffen ergab sich eine Vielzahl von Ideen und Vorschlägen für die Verbesserung der Freiwilligenarbeit in Wiesbaden und die Weiterentwicklung dieses wichtigen gesellschaftlichen Bereichs (z.B. Kooperation mit dem Bürgerbüro, Nutzung des Rathaus-Foyers und des Marktkellers für Informations- und Werbekampagnen, verstärkte Kooperationen mit Schulen, Einrichtung weiterer Freiwilligenbörsen, Freiwilligentag und Aktionstag von UPJ/“Wiesbaden engagiert“). An das FWZ richteten sich hohe Erwartungen der Teilnehmenden im Hinblick auf Initiativen, Koordinierungen und künftige Entwicklungen der Engagementförderung. Anerkannt wurde von allen die Rolle und Funktion des FWZ als zentrale Informations-, Beratungs- und Vermittlungsstelle in Wiesbaden, verbunden mit dem Wunsch nach noch stärkerer Informationsarbeit (z.B. Infobörsen, Datenbank, Internet) sowie Vernetzungen und Kooperationen.

Fortführung und Ausbau von FWZ-Projekten sowie Intensivierung der Strategieentwicklung in 2008

Die in den Vorjahren begonnenen FWZ-Projekte wurden fortgeführt. Das Kooperationsprojekt „Mittendrin“ mit der Fachhochschule wurde im 4. Jahr fortgesetzt, allerdings nur mit 3 Studierenden. Das Projekt „Soziales Lernen“ wurde an der Gutenbergschule als Wahlpflichtfach („Sozialpraktikum“) fortgesetzt. Ende 2007 hatte das FWZ mit der Konzeptentwicklung für das Projekt „Seniorenkompetenzzentrum“ begonnen. Ziel war, ein breites Angebotsspektrum von Aktivitätsmöglichkeiten für freiwilliges Engagement zu entwickeln, das sich speziell an Ältere richtete. 2008 wurde mit der Umsetzung begonnen, indem u.a. nach zahlreichen Gesprächen mit sozialen und kulturellen Einrichtungen und der Erarbeitung neuer, attraktiver Angebote eine breite Palette von kurz- und längerfristigen sowie Einmal-Angeboten entwickelt werden konnte. Dr. Jutta Szostak, die bei Radio Rheinwelle aktiv war, hatte dazu eine umfangreiche Ideensammlung zusammengestellt, insbesondere zu Engagementmöglichkeiten im Kulturbereich. Durch Presseberichte und einen von der Kommunikationsdesignerin Claudia Schaffner gestalteten Flyer wurden Interessierte auf die Angebote aufmerksam gemacht. 2008 wurden 12 Qualifizierungsmaßnahmen zur Fortbildung Ehrenamtlicher mit ca. 10.000 € gefördert (387 Teilnehmende).

Die Aufgabe der Strategie-Entwicklung des FWZ wurde 2008 intensiver angegangen, und zwar als partizipativer Prozess. Überlegungen und Diskussionen über Ziele und Aufgaben, Zielgruppen, strategische Ausrichtung, Schwerpunktsetzungen und Prioritäten der praktischen Arbeit waren immer zentraler Bestandteil der FWZ-Entwicklung. Vorstand, Leitung und Mitarbeiter*innen, Mitglieder des Fördervereins und Vertreter*innen von Kooperationspartnern sowie aktiv Engagierte und Engagement-Interessierte waren in einzelnen Phasen dabei in unterschiedlichem Ausmaß beteiligt. Bereits 2007 hatten Vorstandsmitglieder, die Geschäftsführerin (=GF) und 2 Mitglieder des Fördervereins vorbereitend wichtige strategische und aktuelle Themen erörtert: Durchführung von Freiwilligentagen; Außenkontakte verstärken (Liga, HSRM/FB Sozialwesen, Ausschuss der STVV); Gespräche mit Fraktionen, Vorbereitung OB-Gespräch, Kooperationen mit EA Kultur + EA Schule verstärken (Bildungspaten) und mit Tauschringen, Vernetzungsarbeit insgesamt verstärken (Kooperationsverbund BE), besonders mit 55+; Vorbereitung Seniorenkompetenzzentrum für ältere Menschen, stärkere Finanzierung durch die LH Wiesbaden, Sponsoren erschließen; Engagement in die Stadtteile tragen, dafür ein Konzept vorbereiten; mehr Informations- und Öffentlichkeitsarbeit; Thementage organisieren; Anforderungen an Vorstand + GF, um die Ziele zu erreichen.

Partizipative Workshops zur Weiterentwicklung des FWZ und Erarbeitung strategischer Ziele

Zu einem Workshop unter dem Motto „frei + willig = engagiert“ hatten Vorstand und Geschäftsführerin im April aktive Ehrenamtliche sowie Engagement-Interessierte eingeladen. Unter den gut 20 Teilnehmenden fand ein reger Austausch statt über 1. die Erwartungen an das FWZ, 2. die Bestandsaufnahme der FWZ-Arbeit (positiv und negativ), 3. über die Stärken und Schwächen des Ehrenamts und praktische Probleme, 4. Ideen, Vorschläge und Wünsche (z.B. neue Engagementbereiche, besondere Projekte, Qualifizierungen), 5. Realisierungsmöglichkeiten und Voraussetzungen, aber auch 6. über Sinnhaftigkeit, Freude und Zufriedenheit in einem freiwilligen Engagement. Dieser Workshop bot den Ehrenamtlichen nicht nur eine gute Plattform für Information und Erfahrungsaustausch, sondern er war für das FWZ auch eine wichtige Informationsquelle, um aus erster Hand zu erfahren, wo Probleme und Defizite in der Freiwilligenarbeit liegen und was Wünsche und Bedürfnisse sowie Ideen und Vorschläge der Engagement-Interessierten sind. Konkrete Ergebnisse und Konsequenzen waren: Verbesserungen der Büroorganisation, Ausweitung der Engagement-Angebote, mehr Informations- und Öffentlichkeitsarbeit (neue FWZ -Broschüre). In der Mitgliederversammlung am 29.05.2008 war „verabredet worden, in einem Workshop für Vorstand, Mitglieder und Mitarbeiterinnen des FWZ die Frage nach einer tragfähigen Strategie für künftige Aktivitäten des FWZ zu thematisieren“. Ausgehend von einer Bestandsaufnahme und den Einschätzungen/Bewertungen der Teilnehmenden sollten „in Form eines Brainstorming .. Gedanken und die erkennbaren Möglichkeiten zur Weiterentwicklung des FWZ“ zusammengetragen werden („in Richtung Strategien“).

Im FWZ-Strategie-Workshop am 28.10.2008 wurden von den Vorstandsmitgliedern, der Geschäftsführerin,
2 ehrenamtlichen Mitgliedern des FWZ-Teams und 5 Mitgliedern des Fördervereins und Kooperationspartnern als zentrale Themen weiter erörtert: 1. FWZ-Profil, Leitbild, Selbstverständnis; 2. interne Strukturen/Geschäftsprozesse; 3. Finanzsituation/Ressourcen und Verbesserungsmöglichkeiten; 4. Innensicht/Tagesgeschäft versus Außensicht auf das FWZ; 5. Widersprüche/Spannungen zwischen FWZ als Institution und persönlichen Aspekten (z.B. Motivation); 6. Strategische Entwicklungsziele u. Strategische Partnerschaften. Als Prioritäten wurden festgelegt: 1. Finanzen/Ressourcen 2. Interne Strukturen (Öffnungszeiten, Personal, Räume, zweiter PC etc.) 3. Profil, Leitbild, Strategien, Utopie. Konkrete Ergebnisse/Konsequenzen waren: Regelmäßige Jour-Fix-Runden von GF und Vorstand, von GF u. Gruppen, von Gruppen allein; geplante Fortsetzung der Strategiediskussion im Frühjahr 2009.

Personelle Veränderungen im Vorstand und im ehrenamtlichen FWZ-Team

Personelle Veränderungen: Bei der Mitgliederversammlung im Mai 2008 wurde Wilfrid Pfeiffer, Pfarrer i.R. und bis 2007 Vorsitzender von EVIM, zum neuen Vorsitzenden des Träger- und des Fördervereins gewählt. Karl-Fried Schuwirth, der seit 2005 FWZ-Vorsitzender war, wollte sich stärker dem von ihm mitgegründeten Netzwerk 55+ widmen. Die übrigen Vorstandsmitglieder blieben weiter im Amt. Im ehrenamtlichen FWZ-Team kam ab Jan. 2008 Kirsten Zimmermann dazu, die im Bereich der Beratung und Vermittlung sowie bei Bürotätigkeiten aktiv war (neben Maike Nicolin, Bettina Zerth und Else Keutmann).